Ja, das kenne ich auch, liebe Margit,
wobei … Abhilfe schafft der eBook-Reader.
Ich habe oft nicht die Zeit, einer guten Buchempfehlung ad hoc nachzugehen.
Dann lade ich mir nur die Leseprobe auf meinen kindle, der kindle ist voll von Leseproben.
Wenn dann ein guter Tag ist, radle ich mit dem kindle ans Meer, setze mich in die Dünen und lese all die Leseproben. Irgendwann kommt die Stelle, an der man das Buch kaufen muss und genau diese Schnittstelle, an der es ums Bezahlen geht, liebe ich so sehr. Hat das Buch mich reingezogen? Kann die Erzählstimme mich packen?
Ja zu „Reisen mit leichtem Gepäck“ von Tove Jansson (kaufmännisch betrachtet stehen Preis/Seitenzahl in einem schwindelerregendem Verhältnis), nein zu „Dinge, die das Herz höher schlagen lassen“, wobei das letzte Urteil hier noch nicht gefällt ist.
Ganz bezaubernd „Die Bagage“ von Monika Helfer als Hörbuch, von der Autorin selbst gelesen (sehr brüchige und zerbrechliche Stimme). Ich schau hier besonders auf das Making of, die Montage-Technik in dieser Autobiografie. Anfangs dachte ich, die ist so geil, wie schafft sie das? Gut, ein bisschen Überheblichkeit war da bei mir im Spiel, der Name Monika Helfer sagte mir nichts.
Als ich sie googelte wurde mir klar, dass sie eine professionelle Österreichische Autorin ist. Von ihr können wir super viel lernen, insbesondere, was das autobiografische und nicht-lineare Erzählen betrifft. Ein Ohr beim Hörspiel-Hören gehört immer auch der Schreibschule. Da ich meiner Mutter noch ein Buch schulde, wobei „schulde“ nicht ganz korrekt ist, aber da das Ferienhaus nach meinem Vater benannt ist und somit eine Ungleichheit der Mutter gegenüber darstellt (was sich aber kreativ sehr schön anfühlt), überlege ich in eben derselben Technik von meinen Vorfahren zu berichten. Dazu müsste man einiges dazu dichten, und das wäre meine dringendste Frage: wie viel ist Fiktion, wie viel darf der Wahrheit angedichtet werden? Aber die kreative Freude, sich nur auf die Episödchen, die beim Schreiben Spaß machen zu konzentrieren, dann das auszudrucken und mit der Schere zu zerschneiden, neu zu mischen und die Patches zu einem Gesamtwerk zu verweben, die spüre ich schon jetzt.
Wir liegen mit unserem Lesegeschmack auf Deckungsgleichheit, liebe Margit, die Leseproben von Elizabeth Strout liegen daher schon auf meinem kindle.
Elke
P. S. von Doris Dörrie ist gerade ein Schreibratgeber erschienen.