Ich habe im letzten Jahr so viel gelesen, wie seit meiner Kindheit nicht mehr. Da war ich gern gesehener Gast in der Stadtteilbibliothek. Irgendwann hat die liebenswürdige, leicht vertrocknete Bibliothekarin mir die schlechte Nachricht überbringen müssen: ich hatte alles durch, was für mein Alter zugelassen war. Also habe ich mich wie der Borkenkäfer über die Fichten über die Bücher meiner Eltern und Großeltern her gemacht.
Jetzt noch lese ich immer "zufällig", d.h. :ich werde aufmerksam gemacht durch Menschen, Radio, Zeitung. Elkes Empfehlungen (Mariana Leky "Was man von hier aus sehen kann" und Angelika Jodel "Die Grammatik der Rennpferde" haben mir sehr, sehr gut gefallen und Neidgefühle, was das Schreiben angeht, ausgelöst). Dörte Hansen habe ich "gefressen": Altes Land und Mittagsstunde.
Ich habe erstmalig Stephen King entdeckt, weil mein (neuer) Freund King-Fan ist. 12 Bücher habe ich geschafft in dieser Zeit. U.a. Greenmile, Der Anschlag, die gesamte siebenbändige Turmserie, Wahnsinn etc. Das war meine erste gelesene Erfahrung mit Fantasy und Horror. Hui. Toll geschrieben, hält allerdings Elkes Regeln, was das Tempus angeht, nicht ein. Ich habe Mühe gehabt, die wissende Distanz der erwachsenen Leserin einzunehmen und mich nicht vom Mitgefühl und der Spannung dahinraffen zu lassen.
Dem Freund habe ich noch einen Tipp zu verdanken: Thomas Mann "Josef". Ist schon gekauft.
Jan Philipp Sendker hat drei wunderbare Bücher geschrieben: Herzenhören, Herzenstimmen, Herzgedächtnis. Das letzte ist am schönsten und beeindruckendsten, aber ohne die beiden davor würde ich sie nicht lesen.
Joachim Meyerhoff hat auch drei Bücher geschrieben, die zusammen gehören: "Wann wird es endlich wieder so, wie es war?" "Alle Toten fliegen hoch und Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke". Vielleicht ist dies der literarisch am wenigsten überzeugende Tipp, aber mich hat die Ehrlichkeit beeindruckt, mit der dieser Schauspieler aus seinem Leben schreibt - und wie immer: Erlebte Familiengeschichten sind meistens spannender und berührender als ein Abenteuerroman.
Elkes Krimi habe ich noch nicht gelesen. Kommt noch.
Und soeben lasse ich mich mitnehmen in einem Interview mit Monika Helfer, prämiierte Autorin aus Österreich. Habe sogleich ein Buch bestellt. Und auf dem Lesetisch liegen Bücher von und über Simone Weill (Philosophin) und Maria Reiche (Abenteuerin, Hüterin der Hochebene von Nazca in Peru).
Da ich abends und nachts lese - und nur im Bett, schlafe ich nicht all zu viel und ich schaue niemals fern. Und während des Semesters bei Elke habe ich Mühe, genug Zeit mit meinem jeweiligen Buch zu verbringen. Ich höre es immer leise rufen.