von Jüppes » Fr 15. Sep 2023, 23:38
Liebe Elke,
vielen Dank für Deine ausführliche Begrüßungsmail! Ich bin der Neue hier und habe gerade mein persönliches Tages-Highlight hinter mir: Hab´s als bekennender Daten-Legastheniker dank Deiner perfekten Erklärungen hier ins Forum geschafft! (Höre ich da frenetischen Applaus?) Eigentlich Grund genug, den Tag abzuschließen und mega-zufrieden auf die Matratze zu fallen. Aber halt, ich sollte mich ja vorstellen. Sehr gerne, denn ich bin eh ´ne Nachteule. Also:
Franz-Josef heiße ich. Der Name war schon out, als ich 1958 an einem Frühjahrs-Samstag geboren wurde. Deshalb hat mich auch niemand so genannt. Außer meiner Mutter und meiner Frau - immer dann, wenn sie meinten, ich hätte Bockmist gemacht. Ansonsten riefen (und rufen, was meine Frau angeht) sie mich genauso wie alle anderen: Jüppes. Warum? Nun ja, "Jupp" heißen die Josefs nicht nur am Rhein, sondern auch bei mir im Sauerland. Und da mein Vater Josef hieß, war ich von Geburt an der kleine Jupp, also der Jüppes.
Eigentlich wollte der kleine Jupp Lehrer werden. Englisch und Erdkunde. Er hat aber nach dem zweiten Staatsexamen in den Achtzigern keine Stelle bekommen. Seine Umschulung ging in Richtung Marketing. Und - zack - hatte er ´ne Stelle. Werbeagentur. Ja, die gibt´s auch im Sauerland.
Tatsächlich bin ich dort über 30 Jahre geblieben. Hab die Produktion geleitet, hatte viel Kundenkontakt und hab auch textlich gearbeitet: ein bisschen was selbst geschrieben; viel häufiger aber technische Texte für den Otto Normalkunden lesbar gemacht. Seit einem Jahr bin ich Rentner und lasse die Agenturarbeit an anderthalb Tagen die Woche so allmählich ausklingen - weil ich den Fall von 100 % auf Null abfedern wollte.
Meine Motivation, bei Dir, liebe Elke, noch einmal in die Schule zu gehen, sind zum einen meine drei mittlerweile erwachsenen Töchter. Denen habe ich nämlich selbst erdachte Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Einige Jahre lang. Bis sie sich dann doch nicht mehr ganz so interessierten für Eli, den uralten grauen Elefanten, der viel grauer ist als alle anderen Elefanten, und für Giri, das einzige Giraffenkind ohne Hals. Ich musste ihnen allerdings versprechen, irgendwann die Giri-Geschichten niederzuschreiben. Irgendwann - so sagte ich ihnen damals - sei, wenn ich in Rente ginge. Regelmäßig haben sie mich daran erinnert. Na ja, und jetzt muss ich wohl liefern.
Der zweite Grund: Ich habe mir in meinem Agentur-Arbeitsleben einen recht individuellen Schreibstil angewöhnt: kurze, knappe, bisweilen grammatisch unvollständige Sätze, sparsame Anwendung von Nebensätzen, gerne Spiegelpunkt-Aufzählungen, die eine oder andere umgangssprachliche Wendung. Und manchmal so schreiben, dass der Oberstudienrätin Langer bei der Korrektur meiner Deutsch-LK-Klausur die rote Tinten ausgegangen wär. Sätze mit "Und" beginnen? Wer macht denn sowas? Out, mega, echt? Nee, bitte nicht in einem guten deutschen Text!
Ich war und bin überzeugt, dass werbliche Text so sein sollten. Und ich glaube auch, dass Prosa diesen Stil verträgt. Ganz einfach, weil dies Art zu schreiben das Leseverstehen erleichtern. Nicht nur bei Technikern, nicht nur bei Kindern. Nein, auch bei "ganz normalen" Lesern.
Lange Vorrede für den "zweiten Grund": ich bin gespannt, ob Du als professionelle Lektorin die Hände über´m Kopf zusammenschlägst. Und wie meine Schreibschul-Kollegen das sehen. Ich freu mich auf die Urteile!
Erwartungsvolle Grüße Jüppes