Hallo Trigger,
geht das zusammen – Historischer Roman aus dem Mittelalter und Sci-Fi?
Ich frage mal nach der Lesergruppe, die sich am Ende interessieren soll.
Einerseits sind die Heimat’ler, die an der Dortmund-Historie interessiert sind, sicher schon ein gutes Zielpublikum, aber wenn das Ganze in Richtung Außerirdische geht, könnten die auch gleich wieder verprellt sein. Und hat es nicht im Mittelalter genug Mysteriöses gegeben, Stichwort Hexenverbrennung, so dass man sich doch einfach des Hokuspokus‘ aus seinerzeit bedienen könnte.
Ich finde die Sci-Fi-Komponente noch nicht in deiner Plotbeschreibung wieder. Warum nicht?
Zu deinem ersten Abschnitt würde ich gerne noch angefügt sehen, dass der Johannes zwar Kaufmann ist, aber wovon bestreitet er seinen Lebensunterhalt? Du schreibst, er hat den vom Vater geerbten Laden gegen die Wand gefahren, aber dann bleibt trotzdem noch fraglich, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Ich denke, ein „exotischer“ Beruf könnte die Leser mit einem Abschnitt des Werkes, das im Mittelalter spielt, besser unterhalten. Lass ihn doch etwas Kurioses tun oder etwas, das gegen die damaligen Sitten und Gebräuche verstößt. Er könnte Tiere präparieren oder mit giftigen Tinkturen handeln. Ich würde seiner Krämerseele einen geheimnisvollen Broterwerb dazu erdichten. Andernfalls läuft der Plot ggf. auf zu müden Beinen, wenn ja „nur“ die Verkuppelung hier eine Rolle spielen soll.
… und stoßen dabei auf einen grausigen Fund. Ein totes Neugeborenes. Das mysteriöse daran ist aber, dass das Baby entstellt ist. Der Henker benachrichtigt die Büttel. Die wiederum den Klerus. Johannes gerät in Verdacht mit dem Tod des Babys etwas zu tun zu haben. Bruder Bernhard, ein Franziskaner Mönch, und alter Freund von Johannes´ Vater kann gerade noch verhindern, dass Johannes festgenommen wird.
Wow. Jetzt wird es spannend.
Liefen die Geschäfte schlecht bevor man bei Johannes das tote Wesen fand, laufen sie nun gar nicht mehr. Die Kirche prangt ihn an, mit dem Teufel im Bund zu stehen. Die Büttel des Schulzen beobachten ihn. Jeder der etwas auf sich hält, meidet ihn. Auch die Tochter des Bürgermeisters will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Johannes macht sich auf den Weg den Einbrecher zu suchen. Nur er kann das Wesen in seine Abortgrube geworfen haben. Nur er kann ihn entlasten. Zudem bemerkt Johannes, dass er verfolgt und beobachtet wird. Clara und Georg sind die einzigen die noch zu ihm halten. Johannes Meinung zu Clara ändert sich und die beiden finden zueinander.
Hier finde ich persönlich es wieder zu dünn.
Da fehlt ein bisschen Action, denke ich. Lass doch die Leute tote Katzen über seinen Zaun hängen, etc. pp. Dramaturgisch ist die Stelle oben brandspannend, der Klerus, Papst und das ganze Kirchengerödel (pardon!) eher mäßig spannend (es sei denn, Konsequenzen stünden als Strafe im Raum, was du ja auch vor hast) und hier laufen die Beziehungen zu Johannes ins Leere, oder teilweise ins Leere. Ich würde die Lage für ihn empfindlich zuspitzen.
Kurz danach erklären auch sämtliche umliegende Adelige Dortmund den Krieg. Die Stadt erwidert aber die Fehde. Dortmund wird belagert. Keiner kann mehr hinein oder aus der Stadt heraus.
Spannend!
Ist das so gewesen?
Das allein hat ja schon Gesprächsstoff genug.
Wo bleibt die Sci-Fi-Komponte, denke ich gerade. Jetzt hast du in den Dortmundern dein Leseklientel gefunden, aber wenn nun Aliens in Johannes Garten landen, könnten dir die heimatverbundenen Leser wieder von der Stange gehen.
Clara glaubt Johannes langsam nicht mehr und lässt ihn fallen und braucht Abstand.
Hm, hm …. schwierig. Sagen wir mal so: Wenn sie die Liebe seines Lebens ist (und er für sie auch), ist das hier sehr schade. Falls nicht, war sie es bis hierher auch nicht wert. Auf jeden Fall ein Schuss nach hinten. Ich würde sie eher entführen, als dass sie hier freiwillig geht. Oder Johannes bringt sie „wo“ hin, in Sicherheit, vllt hat es eine Morddrohung gegen sie gegeben, verstehst du – immer an die Spannung denken!
Hier wird Bruder Bernhard sein Beichtgeheimnis brechen und mit eine pikante Einzelheit hinzufügen, die erklärt warum der Bürgermeister Johannes hasst.
Was das ist, weißt du selbst noch nicht?
Der geheime Ratsherr muss etwas unternehmen. Zwei seiner Gegner hatten sich gegen ihn verbündet. Wenn sie den Bürgermeister in die Hände bekämen, dann würde dieser ihnen sicher schnell alles verraten. Das einfachste wäre den Bürgermeister loszuwerden, aber die anderen Patrizier im Rat wussten von der Existenz des geheimen Ratsherrn und es wäre in seiner Lage unmöglich alle zum Schweigen zu bringen. Außerdem brauchte er sie zur Verteidigung der Stadt. Er war bei der letzten Geburt seinem Ziel sehr nah gekommen.
Sorry, ich verstehe nur Bahnhof.
Was genau gibt es zu befürchten?
Der ganze klerikale Klüngel (sorry!) läuft Gefahr, die Leser zum Abspringen zu bewegen. Ggf. kann der Bürgermeister zu einer ähnlich wichtigen Rolle wie Johannes avancieren?
Das wäre meine Idee. Wir brauchen ja Sympathieträger (oder auch gut ausmodellierte Antagonisten), damit die Leser Empathie (oder Antipathie) empfinden können. Die hierarchischen Strukturen schüchtern nur zum Schein ein, wie ich meine.
Erstmals versteht Johannes, dass es dem Ordensritter nicht nur um Clara geht, sondern noch etwas anderes im Schilde führt: Er soll den geheimen Ratsherrn ausschalten.
Was macht das mit ihm?
Ich stehe als Leserin unbeteiligt im Abseits.
Für mein Empfinden sind hier allerhand Intrigen zu erkennen, aber ich erkenne nicht deutlich, wie die Einzelnen motiviert sind, warum sie dies oder das im Schilde führen. Das Problem liegt m. E. darin, dass für dich von vorne herein klar ist, wer böse ist und wer Helfer ist. Wie wäre es, wenn sich für Johannes heraus stellt, dass seine wahren Komplizen nur „Agenten“ des Bösen sind?
Was hat es mit dem entstellten Baby auf sich?
Oh, ich dachte jetzt an den Alien an Area 51. Das Sci-Fi geisterte noch in meinem Kopf. Aber umso besser, wenn das Baby doch kein Alien ist. Oder?
Spontan denke ich bei deiner Romanidee an „Das rote Licht des Mondes“ von Susanne Kaffke. Schau doch mal, ob dein Werk auch in diese Richtung gehen könnte. Ich würde dabei ganz auf die Zielgruppe „Dortmunder“ setzen, die gerne lesen will, wie ihre Heimat im 13. Jhdt. ausgesehen hat. Und ich würde mir genau überlegen, was die interessieren könnte.
Soweit meine Ideen. Ich finde es bis hierher schon sehr gelungen (von dem Kirchengerödel mal abgesehen, entschuldige!) und deine Figur Johannes auch interessant.
Herzliche Grüße,
schickt Elke