Hallo Achim,
es freut mich, dass du diese Idee nun auch in Buchform vollenden willst.
Die historischen Ereignisse dieser bewegten Zeit sind ein interessanter Lesestoff, aber leider stecken wir in einer Beziehung fest.
Okay, betrachten wir das Ganze einmal genauer:
Danach feiern sie zusammen und, damit da Silva sich auch Modern zeigt initiiert er einen „Partnertausch“ in seinem Haus. Da Silva dreht durch und schlägt alles kurz und klein, da er es nicht aushalten kann. Keiner hat ihm, der sich sonst immer cool gezeigt hat, …
Verstehe ich es richtig: da Silva schlägt die Sache vor, kann sie aber selbst nicht handeln?
Oder wolltest du „João“ schreiben?
… dass es vielleicht doch mit beiden zusammen geht. Obwohl die entstandene Freundschaft zwischen den Männern diese Möglichkeit vermuten lässt, bleibt das aber offen und der Phantasie des Lesers überlassen.
Ich denke, du machst es dir hier zu leicht.
Kennst du von John Irving „Gottes Werk und Teufels Beitrag“?
Da geht es auch um eine Dreiecksbeziehung, die im Laufe der Zeit nachreift.
Im Grunde auch dasselbe Thema: Die Figuren überwinden ihre tradierten Bindungen und akzeptieren, dass der andere gute Qualitäten besitzt und wenn man seine Frau wirklich liebt, dann muss man erkennen, dass sie
beide Männer nötig hat. Irving hat ähnlich taktiert, aber die Sache dann auch so zu Ende gebracht, dass sie nicht in die Phantasie des Lesers mündet.
Ich dachte auch, deine Geschichte fängt doch eigentlich erst da an, wo du endest.
Du schreibst:
Die Geschichte soll sich vor der Nelkenrevolution in Portugal abspielen und zwischen den Figuren sollen die Themen der 60er und beginnenden 70er Jahre eine Rolle spielen: Musik: Doors, Led Zeppelin, John Mayall, Carly Simon etc. Eric Berne TA, A.S. Neill Summerhill, Woodstock, Vietnam , Watergate, Leary und LSD, Hippiezeit, die sexuelle Revolution, etc.
Mit welcher Handlung willst du das untermauern?
Ich sehe da nicht wirklich viel.
Ich würde an deiner Stelle noch einmal in mich gehen und mir eine Rahmenhandlung über die Party und über den Parisbesuch hinaus ausdenken. Die Nelkenrevolution, die dir am Herzen liegt, ist ja nur in einem Satz („Dann kommt die Nach der Revolution. Danach …“) über die Bühne gegangen. Du hattest doch sicher Größeres mit ihr geplant?
Die zentrale Frage:
In der beginnenden sexuellen Freiheit der 60er Jahre schafft es Julia ein neues Beziehungskonzept zu leben oder wird sie sich für einen der beiden entscheiden?
… ist vllt nicht deine Vision?
Interessiert dich wirklich Julia, möchte ich einmal ketzerisch fragen.
Oder hast du eine Message noch in der Hinterhand?
Vllt die, dass Polyamorie (schreibt man das so?) verlockend ist, aber nicht dieselbe Tiefe wie eine feste Zweierbindung hat. Womöglich werden die beiden Männer am Ende homosexuell und haben exakt die enge Bindung, die sie sich einzeln mit Julia nicht gegönnt haben?
Wäre das denkbar?
So oder anders. Du wirst es wissen.
Fütter noch ein bisschen Stoff auf.
Oder betreibe die „Stofflosigkeit“ als Stilmittel. Das ist zwar gefährlich, weil die Leser dir ohne roten Faden von der Stange gehen könnten, aber wenn man das geschickt angeht, spiegelt das auch die Zeit wider, über die du im Grunde berichten willst: das große Laisser-faire.
Oder?
Herzliche Grüße,
schickt dir Elke