Ihr Lieben!
das ist eine spannende Diskussion.
Meine zwei Cent gehen natürlich eher in Richtung Preis-/Leistungsverhältnis.
Bei der "Schule des Schreibens" an der Hamburger Akademie zahlt man aktuell 85 EUR den Monat für den Lehrgang "Belletristisches Schreiben", welcher drei Jahre geht. Man schickt monatlich die ausgedachte Geschichte, die in etwa das Zeichenmaß wie hier hat (7000 bis 10000 Zeichen, letztere bei der Halbjahresabschlussarbeit), doch man hat allerdings einen Lehrbrief in Form eines 32-seitigen DINA4-Heftes durchzuarbeiten.
Das trägt nichts zur Diskussion bei, aber das zeigt meinen Standpunkt: Wie viel bekommt der/die Schreiberin für die Euros?
Hinzu kommt, dass es sicher Schreibforen, in denen sich die Geschichtenschreiber im Netz zusammen tun und sich gegenseitig rezensieren, zuhauf gibt. Für mich ist diese Schreibschule Lehrbetrieb, Haupteinnahmequelle (!) und eine große Inspiration, die mich mit Dankbarkeit erfüllt.
Das nur am Rande, weil ich befürchte, dass euch (als Zahlende) etwas abgeht, wenn die Lerneinheiten von 6/12 auf 4/12 verringert werden.
Ich sehe auch die große Fluktuation, das Seriensterben sozusagen, der zu Beginn Hyperengagierten. Sie haben am Ende keinen Dreh mehr, schlimmer noch: sie kommen nicht mehr rein. Wenn man den Feedbacks glauben darf, stehen zu einem Großteil persönliche Gründe im Vordergrund. Dann kommen an zweiter Stelle die Aufgaben, die zum Blackout, zur Resignation oder zum Ausscheiden geführt haben. Jetzt ist es aber so, dass ich seit zwanzig Jahren unterrichte und zwar auch "präsent" vor Ort. Dort hat es dasselbe Phänomen: Nach der Euphorie zu Beginn ist die Lust in allen Kursen etwa ab Mitte des Semesters fürchterlich raus. Meist werden die Umstände (zu viel Hausaufgaben, zu schwere Themen) verantwortlich gemacht.
Mein emotionales Gefühl als Kursleiterin ist dieses: Jede Aufgabe erzeugt immer denselben Gedanken- und Kreativitätsstress, wobei die äußere Hülle des Stresses doch durch den Abgabetermin vorgegeben ist. Liegt der in der Ferne, wird die Aufgabe ad acta gelegt und weit weggeschoben. Schiebt sich die Abgabe heran, wird der Aufwind, den dieser Stress erzeugt, gerne mitgenommen, da er auch Ideen nach sich zieht.
Liege ich richtig?
Ich für meinen Teil -- unter gewinn-kapitalistischen Bedingungen, sprich, möglichst wenig tun zu wollen und dasselbe Geld zu verdienen, begrüße eine 4/12-Regelung. Aber so ein kleines Felltier in meinem Ohr sagt: „Tu es nicht!“
Dabei fing die Schreibschule einmal damit an, jede Woche (!) einen Lehrbrief und eine neue Schreibaufgabe (!) zu stellen. Das war ja wirklich ein unsägliches Gehechel. Wie gerne würde ich dahin zurückkommen, nur um allein die Schreiber von den Nicht-Schreibern abzugrenzen. Aber den Zahn haben sie mir gezogen. Nun ja, damals lagen die Teilnehmerzahlen bei 4 bis 6 pro Semester, heute bei 70 bis 100.
Und trotzdem kommen damals wie heute nicht alle durch.
Dank der Feedbacks weiß ich ja: In jedem Hobby werden Konzessionen gemacht. Es ist nunmal so, bevor ich schreibe, räume ich die Spülmaschine leer und mach den Haustierkäfig sauber. Ich koche und kaufe ein, ich schaue TV, um zu entspannen und mach die Tastatur sauber. Ich schaue bei eBay, kaufe oder verkaufe. Ich schreibe Mails oder schaue Spielfilme. Und dann, das ist sicher – und das nehme ich mir vor: mache ich morgen mit der Geschichte weiter.
Ich kenne das ja selbst.
Wenn man nicht mit den eigenen Figuren Tischlein und Bettlein teilt, dann ist das eigene Leben einfach spannender. Dann denkt man, man kann es *mal* niederschreiben.
Leute ... setzt doch einfach aus, für die eine oder andere Geschichte!
Früher hat man für mehr Geld bei weniger Arbeit gekämpft, aber hier kämpft ihr für das gleiche Geld bei weniger Leistung. Da sträubt sich mein altes Kommunistenherz. Was ist denn los, will ich wissen. Ihr wollt mehr Freiheit weniger zu tun und das mit demselben Geld bezahlen?
Man könnte, davon ab, die anderen zwei Schreibaufgaben (bei 4/12) damit kompensieren, dass man Zeichensetzung trainiert und das große „Creative Writing“ überhaupt lernt. Viele haben stilistische Schwierigkeiten, das fällt mir auf. Wenn ich in einem Semester „Zeichensetzung bei Dialogen“ durchnehme, müsste das im kommenden Semester auch gleich wiederholt werden. Aber ich denke auch gleich, das wird langweilig für alle Urgesteine. Nun, bei 4/12 könnte ich zwei – sagen wir mal Multiple-Choice-Prüfungen, zum Thema Schreibtechnik einführen. Das wäre mir auch lieb.
Für mich ist das alles ein arger Spagat.
Wenn ihr Ideen habt und Lösungen – ich reflektiere sie gerne.
Liebe Grüße und danke für die fruchtbare Diskussion!
Elke