Kein Strom auf dem Zaun? von Margit Dorfmüller Geschichte lesenLiebe Mitschreiberinnen, auf diese Geschichte bin ich nicht stolz. Sie ist zu lang (knapp 13.000 Zeichen), zu konstruiert und absolut nicht dazu angetan, das Gruseln zu kriegen. Oder zu lachen, wenigstens das. Tut mir Leid.Aber ich konnte es nicht besser. Ich war schon bei 20.000 Zeichen und hatte immer noch keinen Plan wer was wie und wo. Und schon gar nicht: wozu? Also, als Fingerübung habe ich es mir selbst durchgegen lassen und eindeutig meine Grenzen als Krimi-Autorin erkennen müssen.
Herzliche Grüße, Margit
Kein Strom auf dem Zaun
Also, um es gleich vorweg zu sagen: Blut ist kaum geflossen. Blutig sind Stichverletzungen und die mit dem Hackebeil – oder Schüsse.
Stacheldraht weniger.
Blut war nur punktuell und auf den zweiten Blick zu sehen. Und zwar genau da, wo sich der Stacheldraht in Bauch und Brust gebohrt hatte.
Es war Sonntag. Als ich morgens aus der Haustür getreten war, war FeliX, mein philosophischer Besuchskater, betont gelangweilt unterm Rhododendron hervorgekommen, wo er sich geputzt hatte. „Heute Abend gibt’s Kartoffelsalat mit Würstchen“, hatte ich gesagt und die Tür hinter mir zugezogen. „Wenn’s dem Herrn nicht zu plebejisch ist, kann er die Zipfel von den Würstchen und ein bisschen hartgekochtes Ei mitkriegen.“
FeliX hatte keine Antwort gegeben, sondern stoisch eine Libelle im Tiefflug erst beobachtet und dann nebenbei mit einer Pfote zerlegt. Er ließ sich auch durch‘s Knattern der Sportmaschinen, die vom nahegelegenen Flugplatz Segelflieger hochzogen, nicht stören.
Die Wiesen blühten und waren voller Leben. Ich hatte trotz der Schwüle eine beschauliche Tageswanderung von meiner Haustür aus machen wollen. Sie endete jedoch bereits eine halbe Stunde später am Weidezaun der Jungbullenwiese von Bauer Uwe.
Die Gestalt, wie nicht hoch und weit genug über den Zaun geworfen und hängengeblieben, hätte eine dünne, lange Stoffpuppe sein können, mit Sneakers, Leggins, im leichten Blumenkleid und Pulli darüber, die dünnen, langen Haare ins Gras fallend.
Zwei-, dreihundert Meter zuvor hatte ich noch ahnungslos meine Schnürsenkel neu gebunden, dem Rucksack durstig die Wasserflasche entnommen und seitdem in der Hand behalten. Die Maisonne stach drückend und gelb durch die bleierne Bewölkung, und Saharastaub nahm der Natur die Leuchtkraft. Auf der Weide grasten Uwes Jungbullen, rupfend und mampfend mit Sättigung beschäftigt.
Erst als ich mich wieder aufrichtete, nahm ich den Fremdkörper wahr. Eine Stoffpuppe? Eine Vogelscheuche? Ich ging interessiert darauf zu. Nicht alarmiert. Das längliche Bündel, von den weißen Sneakers angefangen bis zu dem hängenden Schopf, hatte etwas so Stilles, zur Weide Gehörendes, dass ich ebenso gut daran hätte vorbeilaufen können.
Das kann keine Person sein, oder? Zu einer Person gehört Bewegung, eine Stimme. Ich vernehme keinen Laut von dieser Stelle – bei allem Gezwitscher und Gesumme drumherum klafft dort ein schwarzes Loch der Töne.
Am stärksten aber drängte sich mir das fehlende Ticken des Weidezauns auf.
Kein Strom? Die Rinder würden ungehindert ausbrechen können. Ich musste dem Bauern Bescheid sagen!
Beinahe wäre ich mit dem Handy, ...